AN.GE.DACHT
17. März 2025Liebe Gemeinde,
wir lesen im gesamten 3. Mose 19 viele Anweisungen, damit das zwischenmenschliche Zusammenleben gelingt. Gott musste seinem Volk Israel und damit auch uns, gutes Zusammenleben erklären. Daraus entnommen ist unser Monatsspruch „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr in nicht unterdrücken.“ Unter der Überschrift „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!“ (3. Mose 19 / 2) fordert Gott von Israel einen Lebensstil, der IHN ehrt. Denn Gott hatte sich Israel ausgewählt, um mit ihnen einen Bund zu schließen. Neben vielen anderen Themen fordert Gott auch eine bestimmte Haltung den Fremden gegenüber.
„Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten, der bei euch lebt. Und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid selbst Fremde gewesen im Land Ägypten. Ich bin der HERR, euer Gott.“ (3. Mose 19/34) Das hier ist die Erklärung und die Ergänzung zu Vers 33. Gott erwartet von seinem Volk, dass es anders mit Fremden umgeht, als damals die Unterdrücker in Ägypten. Und das gilt bis heute!Gott möchte unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, damit wir in einen Erneuerungsprozess hineinwachsen. Unsere Haltung zu IHM und Menschen ist damit gemeint. Gott zeichnet das im Neuen Testament gegen.
Jesus erklärt es uns in Matthäus 22 / 37-39 wie folgt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Da haben wir auch den Bezug zum 3. Mose 19 / 33 + 34.
In der hebräischen Urform könnte man es auch so übersetzen: „Du sollst Gott lieben und Deinen Nächsten; denn er ist wie du.“ Er ist wie du, Geschöpf Gottes, beschenkt mit der unverlierbaren Würde eines Ebenbildes Gottes, ringend wie du mit Nöten, Defiziten, Einschränkungen, unerfüllten Bedürfnissen und Sehnsüchten, mit zahllosen Erfahrungen von Glück und Pech, von Freude und Schmerz. Der Nächste ist mein Nachbar, mein Arbeitskollege, mein Sportfreund, aber auch die Verkäuferin im Supermarkt, der Müllmann und auch der Busfahrer. Und natürlich auch viele Einwanderer und ausländische Mitbürger. Die Gesellschaft ist vielfältiger geworden. Wie gehen wir mit dieser Vielfalt um? Wie gehen wir mit Problemen und Herausforderungen um? Was heißt das für uns? Ich denke, diese Aufforderung des Wortes Gottes ersetzt keine weise und verantwortungsbewusste Einwanderungspolitik. Nicht jeder Fremde wird und muss mein Freund werden. Aber ich kann da, wo ich einem Fremden begegne, freundlich sein. Ich kann ihm helfen, das für ihn Neue zu verstehen. Ich kann auf den anderen zugehen, versuchen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Vielleicht kann sich eine Beziehung entwickeln. Die Herausforderung bleibt bestehen. Dieser Weg auf den Anderen zu ist nicht leicht. Denn schon mit den „Einheimischen“ fällt es manchem schwer, in Kontakt zu treten. Ich möchte mir das neu zu Herzen nehmen, dem anderen freundlich zu begegnen.
Ich möchte mehr und mehr einüben, wie das geht, den „Einheimischen“ und den „Fremden“ anzunehmen und positiv zu begegnen. Das ist dann auch ein Stück „Heiligung“, von Gott geschenkt.
Andreas Kühn