Adentsfeier am 11.12.2022 um 15.00 Uhr

6. Dezember 2022

AN.GE.DACHT

28. November 2022

Liebe Gemeinde,

mit diesem Glaubensbekenntnis beginnt das neue Jahr 2023.       Es ist ein fundamentaler Satz, prägend, glücklich machend – was für eine Aussage. Die Person, die so etwas sagt, muss ein Glückspilz sein. Sie wird von Gott gesehen; auch eine tolle Beschreibung für unseren großen Gott. Aber wenn ich den ganzen zusammenhängenden Bibeltext lese, stelle ich fest, diese Person hat mit Glück nicht viel zu tun. Das Gegenteil trifft eher zu. Es geht um Hagar, die bei Abraham und Sara angestellt ist. Der Konflikt zwischen Sara und Hagar scheint vorprogrammiert: Hagar bekommt das Kind, das Sara sich auch so sehr wünscht, aber bisher einfach nicht bekommen kann. Sara fühlt sich unterlegen. Hagar provoziert allein durch ihre Fruchtbarkeit und Sara schlägt mit Demütigung zurück. Ein zwischenmenschliches Problem. Es kam schließlich soweit, dass Hagar die Flucht in die Wüste ergriff. Vielleicht wäre sie jämmerlich umgekommen, wenn nicht Gott eingegriffen hätte.  Er schickte einen Engel zu ihr. Und nach der Begegnung mit Gottes Boten kehrte sie zurück. Doch nicht aus Verzweiflung, oder Mangel an Perspektiven, sondern aus einer neu erhaltenen Zuversicht: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Den Wunsch, gesehen zu werden, kennen wir alle. Unsere Kinder haben sich immer gefreut, wenn wir sie bei den Aufführungen in der Schule oder Musikschule besucht (im Publikum sitzend) und gesehen haben. Gesehen zu werden gibt Menschen Selbstbewusstsein – ich werde nicht vergessen, ich werde gesehen, ich bin jemand. Natürlich will ich gerade in meinen erfolgreichsten und schönsten Momenten gesehen werden. Ich glaube aber, die Notwendigkeit, gesehen zu werden, ist in den Momenten noch größer, in denen wir weder erfolgreich noch schön sind. Gerade wenn es mir schlecht geht, brauche ich Menschen, die mir sagen: „Ich sehe dich. Mir sind deine Gefühle, deine Traurigkeit oder dein Schmerz nicht egal.“ Die Geschichte Hagars macht uns Mut, denn sie öffnet unsere Augen und unser Herz für Andere, denen wir dieses Eingeständnis zusprechen können: „Gott sieht dich.“ Menschen wie Hagar finden wir nicht nur in der Bibel. Wir entdecken Sie in unserem Alltag: vielleicht die Klassenkameradin, vielleicht auch die Freundin, vielleicht aber auch Flüchtlingsfrauen, unterdrückte Mädchen, die keinen Zugang zu Bildung erhalten, als Arbeiterin aus Bangladesch, die unter menschenunwürdigen Bedingungen Textilien herstellt.

Wir finden vermutlich viele namenlose Frauen und auch Männer (Stadionerbauer der Fussball-WM in Katar), die ausgebeutet werden. Für Gott sind sie nicht namenlos. Gott sieht und hört sie, so wie er auch dich hört und sieht. „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ In welcher Situation wir auch sein mögen, was auch immer zu Beginn des neuen Jahres auf uns einstürmt, öffnet euch für eine Begegnung mit dem lebendigen Gott. Gib IHM zu erkennen, dass du IHM vertrauen willst und bekenne es den Menschen um dich herum: „Ich habe einen Gott, der mich sieht.“ Hagar hat noch manches Schwere erleben müssen. Aber sie hat erlebt, wie Gott zu seinem Versprechen steht. Und Gott möchte auch zu seinen Versprechen DIR gegenüber stehen. Glaub es und sprich es aus.

Andreas Kühn

Buchlesung am 05.11.2022 um 19.00 Uhr

14. Oktober 2022
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